Da lag sie.
Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht halb im Schlamm am viel zu seichten Ufer der Themse vergraben. Sie hatte einen Arm seitlich von sich gestreckt, eines ihr Knie angewinkelt. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund zu einem tonlosen Schrei geöffnet. Der letzte Schrei ihres Lebens, der noch nicht verklungen war, als ihre Seele ihre irdische Hülle schon verlassen hatte.
Sie lag da und sah so erschrocken aus, als stünde sie immer noch ihrem Peiniger gegenüber. Sie war nackt. Und an ihrem Hals klaffte eine große, fleischige Wunde, die ihr das Leben gekostet hatte.
Die Frau war tot.

In den frühen Morgenstunden des 30.05.1816 wurde die Leiche an der Themse von den Nachtwächtern Caelus Balfour und Kit Harris aufgefunden. Bei Eintreffen der Behörden hatte sich bereits eine beachtliche Menschenmenge an der Themse versammelt, unter ihnen weitere Nachtwächter des Viertels, namentlich Francis Micklethwaite und Alfred Chapman. Sie waren bemüht, die Gaffer zurückzudrängen, auf ihren Gesichtern war Entsetzen abzulesen, denn, wie sich herausstellte, war die Tote den Nachtwächtern bekannt. Jedoch nicht als Frau. Sie hatte sich unter dem Pseudonym „Cameron“ unter die Männer geschlichen und sich scheinbar mühelos als einer von ihnen ausgegeben. Erste Nachforschungen ergaben, dass die Frau in Wahrheit jedoch Mary Cameron hieß. Das Vermögen, das man in ihrer erbärmlichen Unterkunft gefunden hat, war immens angesichts ihrer unwürdigen Bleibe. Darüber hinaus fand man allerdings auch persönliche Gegenstände, die nicht ihr gehören konnten. Ein Paar großer Männerschuhe, sowie ein Paar Damenhandschuhe (in ihrer Größe einem etwa 15-jährigen Mädchen passend), einen wertvollen Ring mit einem Rubin (die Echtheit des Steins wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch überprüft), sowie die Abschrift eines Briefs mit eindeutig erpresserischer Absicht.
Es ist davon auszugehen, dass Mary Cameron ein liederliches Leben führte und Bestechungsgelder angenommen hat. Während ihre persönlichen Gegenstände noch einer näheren Untersuchung unterzogen werden, ergibt sich ein großer Kreis Verdächtiger, der, je tiefer man schürft, weitere Grausamkeiten zu Tage fördert.

Eilmeldung: Auffällig war eine Versammlung in der Tatnacht der Familie Sawyer. Mehrere Zeugen haben berichtet, dass die Herren Felton, Joshua und Anthony Sawyer, sowie deren Schwester Louisa mit einem großen, bärtigen Mann, den man als Cormack Wynn identifizieren konnte, beieinander standen und sich in großen Gesten sehr laut und nachdrücklich unterhalten haben.


Drei Tage nachdem die erste Frauenleiche gefunden wurde, fand eine Anwohnerin ebenfalls eine tote Frau in der Themse treibend. Auch sie war bar jeder Kleidung und die Identifikation aufgrund des Schadens, das das Wasser angerichtet hatte, schwierig. Schließlich gelang es jedoch, dass man ihren Körper einer der für ihre Straftaten verurteilten und beim Transport geflüchteten Frauen aus dem Gefängnis zuordnen konnte. Hinweise zu ihrem Ableben gibt es keine. Die Untersuchungen werden eingestellt.

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Dieser Plot richtet sich an die Working Class von London. Gewiss tangiert der Tod einer Frau, die sich als Mann ausgegeben hat, um bei den Nachtwächtern eine Anstellung zu finden, auch die restliche Gesellschaft, die jedoch immerhin nicht direkt um Leib und Leben fürchten muss.
Folgendes Hintergrundwissen kann hilfreich sein, um das Ereignis in das IP einzuflechten:

• Mary Cameron tat alles für Geld. Sie ließ sich schmieren und war in einige, dunkle Geschäfte verwickelt. Sie würde nicht davor zurückschrecken, eine Person zu verraten und zu verkaufen, selbst, wenn es die eigene Großmutter gewesen wäre. Es ist davon auszugehen, dass sie nun allerdings die falsche Person verraten hat. Der Ring, die Damenhandschuhe, sowie die Männerschuhe, könnte sie als Trophäe eines ihrer verratenen Opfer behalten haben. Die Damenhandschuhe könnten aber auch von ihr persönlich stammen.
  Von ihrer wahren Identität als Frau wusste wirklich niemand!
• Ira Finch hat Francis Micklethwaite, mit Alfred Chapmans Einvernehmen, angeheuert, um auf seine Lagerhäuser aufzupassen und gegebenenfalls gegen die Leute, die Ira Ärger machen, etwas härter vorzugehen.
• Barnaby Paulet wurde von Malady im Auftrag eines Geldverleihers, der sich „Baron“ nennt, ein Denkzettel verpasst. Barnaby beauftragt anschließend Ira, um herauszufinden, wer Malady ist. Gleichzeitig spielt Ira mit dem Gedanken, Malady selbst anzuheuern.
  Hinweis: Malady fungiert als NPC-Rolle.
• Peregrine Beaumont könnte in dieser Angelegenheit zum Dienst der Ermittlungen hinzugezogen werden.
• Verdächtig sind die Nachtwächter, die angeblich über Jahre nicht bemerkt haben wollen, dass einer ihrer Kollegen in Wahrheit eine Frau war. Zufälligerweise waren bei Auffinden der Leiche auch alle an der Themse versammelt. Oder war das kein Zufall sondern eine Übersprunghandlung, weil die Leiche zu früh wieder an Land gespült worden war?
• Ein Kind der Fingers Off könnte etwas gesehen haben und sich nicht trauen, diesen Hinweis an die Behörden weiter zu geben.
• Bernice Sawyer wird von einem Unbekannten erpresst. Sie behält diese Tatsache für sich, hat allerdings ihren engsten Vertrauten Silas Drake darauf angesetzt, den Erpresser ausfindig zu machen. Ist ihr Erpresser und der Mörder der Frau die gleiche Person?
• Am 15.05.1816 wurde das neue Frauengefängnis in Millbank eröffnet. Beim Transfer der Gefangenen kam es zu einem Zwischenfall, bei dem sechs Frauen fliehen konnten. Nur zwei wurden aufgegriffen und konnten wieder inhaftiert werden. Eine weitere Leiche wurde gefunden und als eine der Flüchtigen identifiziert. Drei Frauen sind demnach flüchtig und verstecken sich in der Londoner Gesellschaft. War der Mord ein Akt der Rache?
• Jonathan Bancroft könnte sich flüchtige Frau ermordet haben.