MUSIK UND TANZ
# Musik
Die Musik im Regency war sehr vielseitig und änderte sich ständig unter den Einflüssen von Paris und London. Während man in den Dekaden davor hauptsächlich Reels, Country Dances und hin und wieder einen Cottillion getanzt hat, kamen im Regency viele andere Möglichkeiten und Varianten auf.
So schwappte beispielsweise - aufgrund der engen Zusammenarbeit in den Napoleonischen Kriegen - der Wiener Walzer in englische Ballsäle. Trotzdem blieb er ein sehr skandalöser Tanz, der nicht einmal Lord Byron behagte. Aber dazu später mehr!
Schließlich war zuerst das Ei da, also die Musik. Bewundert am Kontinent wurden: Joseph Haydn (1732-1809), der vor allem mit seinen Oratorien („Die Schöpfung“), seiner Kammermusik und seinen Sinfonien („Die Uhr“) im Dienste des Fürsten Esterhazy große Erfolge feierte. Und wer kennt nicht das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), der vor allem mit seinen Opern („Die Zauberflöte“), seinen Messen („Missa solemnis“), Märschen und Liedern das Publikum begeisterte.
Die aktuellen Helden der Hitparade heißen z.B. Ludwig van Beethoven (1770-1827) mit seinen Dauerbrennern der 9 Sinfonien, darunter die bekannte „Ode an die Freude“, ebenso aber auch Klaviermusik, Violinsonaten oder Kammermusik. Oder aber auch Franz Schubert (1797-1828), der vor allem mit Werken wie dem „Schwanengesang“, „Erlkönig“ oder „Die Forelle“ als Lieder-Fürst in die Geschichte einging, aber auch seine Messen, Klaviermusik und Sinfonien werden rauf und runter gespielt.
Und England? Auf der Insel waren eigene, berühmte Komponisten eher Mangelware. Der Kontinent brachte einfach die größeren Talente hervor und bot ihnen auch einen besseren Nährboden um zu gedeihen. Die Gründung der London Philharmonic Society (1813) schaffte einen neuen Aufschwung für eine professionelle Musikausbildung. Unter ihrer Führung wurde ein jährliches Konzertprogramm namhafter internationaler Künstler ins Leben gerufen.
Im Gegensatz dazu war der Tanz in England ein beliebtes Mittel der Unterhaltung und der sozialen Interaktion. Auf Bällen trafen sich Jung und Alt, wobei Alt eher versuchte Jung zu verkuppeln. Und während der Tänze hatte Jung die Gelegenheit mal ungestört miteinander zu reden und sich näher kennen zu lernen. Schließlich musste die Tanzkarte ja gefüllt werden!
Was wurde also getanzt? Die meisten Tänze dieser Zeit waren Reigen und Reihentänze, die sich aus den barocken Hof- und den traditionellen Volkstänzen entwickelten. Hier nun eine kleine Auswahl:
Kontratanz – ursprünglich ein englischer Gruppentanz, der sich im 17./18. Jh. zu einem beliebten Gesellschaftstanz entwickelte. Es gibt die Variante des contredanse anglaise, bei dem sich Herr und Dame gegenüber stehen und die Paare eine lange Gasse bilden, und des contredanse francaise, bei dem der Herr neben seiner Dame steht und vier Paare die Seiten eines Quadrates bilden. Weitere Variationen sind die Quadrille oder die Ecossaise. Eine umfangreiche Sammlung von ca. 900 englischer Kontratänze samt deren Tanzbeschreibung wurde von John Playford 1650 veröffentlich und bis ins 19. Jh. hinein häufig verwendet. Sie dauerten mitunter bis zu einer halben Stunde oder sogar Stunde (viel Zeit, um leise zu plaudern).
Polonaise – Achja, wer kennt sie nicht! Der ursprünglich aus Polen stammende Nationaltanz gelangte durch Heinrich III. zunächst nach Frankreich und verbreitete sich danach in alle Ballsäle der europäischen Adelshöfe. Die berühmteste Polonaise schrieb Frederic Chopin allerdings erst nach 1825. Die Tänzer stehen in Paaren hintereinander. Die Haltung beider Partner sollte gerade sein und der Kopf stolz erhoben. Während des ganzen Tanzes verbeugen sich die Partner sehr oft voreinander. Obwohl der Tanz eher langsam und schreitend ist, gibt es dennoch einige abwechslungsreiche Figuren.
Galopp - Der Galopp ist ein lebhafter, aufgeregter Tanz im 2/4-Takt. Der Tanz bildete oft den Kehraus am Ende eines Balls. In Wien ist er seit 1803 bekannt, er bestand aus einem schnellen seitlichen Galoppieren in eine Richtung und ersetzte den wenige Jahre zuvor von den Behörden als „gesundheitsschädlich“ untersagten Langaus. Im Jahr 1820 zählte der Galopp in der Stadt Linz zu den beliebtesten Tänzen. Ab 1830 wurde der Galopp zusehends von der Polka als Modetanz abgelöst. Um 1840 beschloss Johann Strauß (Vater), keinen Galopp mehr zu schreiben.
(Highland) Reel - Der Reel ist der charakteristische Tanz des schottischen Hochlands. Wahrscheinlich war der Reel bereits Anfang des 16. Jahrhunderts verbreitet. In seiner Grundform wurde der Reel von drei oder vier Personen getanzt, die gleichzeitig eine Art Achterfigur tanzen. Bereits im 18. Jahrhundert war der Scotch Reel in England bekannt. Giovanni Gallini bezeichnet ihn als „komischen“ Tanz, bewundert aber auch die lebhaften, brillanten Schritte. Der Reel bestand aus zwei Teilen, die sich entsprechend den Phrasen der Musik abwechselten: dem „Travelling“ und dem „Setting“. Beim Travelling tanzten die Tänzer die genannte Achterfigur. Beim Setting tanzte jeder für sich auf der Stelle, wobei verschiedene, anspruchsvolle Schritte verwenden wurden, die den Tänzern Gelegenheit gaben, ihre individuelle Geschicklichkeit zu zeigen.
Ein kleines Wort zum Walzer: Nach England kam der Walzer bereits um 1810, aber er war bei Weitem nicht sozial akzeptabel. Nach dem Sieg über Napoleon begann man ihn zwar hie und da zu tanzen, aber es trauten nur wenige sich der Kritik, der Abneigung und der Lächerlichkeit preis zu geben. Selbst Lord Byron, der eigentlich keinen Skandal ausgelassen hatte, hielt brennende Schmähreden über die „Umarmungen“ am Tanzboden. Also wer auf seinen Ruf hält, dem Adel angehört oder Teil der Gesellschaft bleiben will, sollte lieber die Zehen vom Walzer lassen!
Ein Regency Ballsaal war ein vorsichtig kontrolliertes Biotop, an dessen Regeln man sich zu halten hatte, oder die Konsequenzen zu tragen hatte. Dazu gehörte der Dresscode, Anstand, Haltung und Benehmen. Der Master of Ceremonies hatte den Vorstand über den Ballsaal, war verantwortlich für die Vorstellung der Gäste, der Einteilung der Musiker, die Auswahl der Tänze, die Einhaltung der Ordnung und die Schlichtung von Querelen.
Hier nun einige Zitate aus dem „Etiquette oft he Ball-Room“ aus 1811:
„For a Country Dance at a public ball the first lady would select the tune to be played, and the figures to be danced to that tune. The first couple would start the dance and repeat it down the set, with new couples joining in the dance as the first couple reached them. The dance didn’t end until the first couple got back to the start of the set, and often not until they’d reached the bottom a second time; a single dance might take half an hour or more to complete!“
[These rules demonstrate that, unlike in modern balls, country dances start at the top with only one set dancing and the dancers lower down in the line join in only as the dance reaches them - which must have made for a lot of standing around conversing.]
So schwappte beispielsweise - aufgrund der engen Zusammenarbeit in den Napoleonischen Kriegen - der Wiener Walzer in englische Ballsäle. Trotzdem blieb er ein sehr skandalöser Tanz, der nicht einmal Lord Byron behagte. Aber dazu später mehr!
Schließlich war zuerst das Ei da, also die Musik. Bewundert am Kontinent wurden: Joseph Haydn (1732-1809), der vor allem mit seinen Oratorien („Die Schöpfung“), seiner Kammermusik und seinen Sinfonien („Die Uhr“) im Dienste des Fürsten Esterhazy große Erfolge feierte. Und wer kennt nicht das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), der vor allem mit seinen Opern („Die Zauberflöte“), seinen Messen („Missa solemnis“), Märschen und Liedern das Publikum begeisterte.
Die aktuellen Helden der Hitparade heißen z.B. Ludwig van Beethoven (1770-1827) mit seinen Dauerbrennern der 9 Sinfonien, darunter die bekannte „Ode an die Freude“, ebenso aber auch Klaviermusik, Violinsonaten oder Kammermusik. Oder aber auch Franz Schubert (1797-1828), der vor allem mit Werken wie dem „Schwanengesang“, „Erlkönig“ oder „Die Forelle“ als Lieder-Fürst in die Geschichte einging, aber auch seine Messen, Klaviermusik und Sinfonien werden rauf und runter gespielt.
Und England? Auf der Insel waren eigene, berühmte Komponisten eher Mangelware. Der Kontinent brachte einfach die größeren Talente hervor und bot ihnen auch einen besseren Nährboden um zu gedeihen. Die Gründung der London Philharmonic Society (1813) schaffte einen neuen Aufschwung für eine professionelle Musikausbildung. Unter ihrer Führung wurde ein jährliches Konzertprogramm namhafter internationaler Künstler ins Leben gerufen.
Im Gegensatz dazu war der Tanz in England ein beliebtes Mittel der Unterhaltung und der sozialen Interaktion. Auf Bällen trafen sich Jung und Alt, wobei Alt eher versuchte Jung zu verkuppeln. Und während der Tänze hatte Jung die Gelegenheit mal ungestört miteinander zu reden und sich näher kennen zu lernen. Schließlich musste die Tanzkarte ja gefüllt werden!
# Tänze
Was wurde also getanzt? Die meisten Tänze dieser Zeit waren Reigen und Reihentänze, die sich aus den barocken Hof- und den traditionellen Volkstänzen entwickelten. Hier nun eine kleine Auswahl:
Kontratanz – ursprünglich ein englischer Gruppentanz, der sich im 17./18. Jh. zu einem beliebten Gesellschaftstanz entwickelte. Es gibt die Variante des contredanse anglaise, bei dem sich Herr und Dame gegenüber stehen und die Paare eine lange Gasse bilden, und des contredanse francaise, bei dem der Herr neben seiner Dame steht und vier Paare die Seiten eines Quadrates bilden. Weitere Variationen sind die Quadrille oder die Ecossaise. Eine umfangreiche Sammlung von ca. 900 englischer Kontratänze samt deren Tanzbeschreibung wurde von John Playford 1650 veröffentlich und bis ins 19. Jh. hinein häufig verwendet. Sie dauerten mitunter bis zu einer halben Stunde oder sogar Stunde (viel Zeit, um leise zu plaudern).
Polonaise – Achja, wer kennt sie nicht! Der ursprünglich aus Polen stammende Nationaltanz gelangte durch Heinrich III. zunächst nach Frankreich und verbreitete sich danach in alle Ballsäle der europäischen Adelshöfe. Die berühmteste Polonaise schrieb Frederic Chopin allerdings erst nach 1825. Die Tänzer stehen in Paaren hintereinander. Die Haltung beider Partner sollte gerade sein und der Kopf stolz erhoben. Während des ganzen Tanzes verbeugen sich die Partner sehr oft voreinander. Obwohl der Tanz eher langsam und schreitend ist, gibt es dennoch einige abwechslungsreiche Figuren.
Galopp - Der Galopp ist ein lebhafter, aufgeregter Tanz im 2/4-Takt. Der Tanz bildete oft den Kehraus am Ende eines Balls. In Wien ist er seit 1803 bekannt, er bestand aus einem schnellen seitlichen Galoppieren in eine Richtung und ersetzte den wenige Jahre zuvor von den Behörden als „gesundheitsschädlich“ untersagten Langaus. Im Jahr 1820 zählte der Galopp in der Stadt Linz zu den beliebtesten Tänzen. Ab 1830 wurde der Galopp zusehends von der Polka als Modetanz abgelöst. Um 1840 beschloss Johann Strauß (Vater), keinen Galopp mehr zu schreiben.
(Highland) Reel - Der Reel ist der charakteristische Tanz des schottischen Hochlands. Wahrscheinlich war der Reel bereits Anfang des 16. Jahrhunderts verbreitet. In seiner Grundform wurde der Reel von drei oder vier Personen getanzt, die gleichzeitig eine Art Achterfigur tanzen. Bereits im 18. Jahrhundert war der Scotch Reel in England bekannt. Giovanni Gallini bezeichnet ihn als „komischen“ Tanz, bewundert aber auch die lebhaften, brillanten Schritte. Der Reel bestand aus zwei Teilen, die sich entsprechend den Phrasen der Musik abwechselten: dem „Travelling“ und dem „Setting“. Beim Travelling tanzten die Tänzer die genannte Achterfigur. Beim Setting tanzte jeder für sich auf der Stelle, wobei verschiedene, anspruchsvolle Schritte verwenden wurden, die den Tänzern Gelegenheit gaben, ihre individuelle Geschicklichkeit zu zeigen.
Ein kleines Wort zum Walzer: Nach England kam der Walzer bereits um 1810, aber er war bei Weitem nicht sozial akzeptabel. Nach dem Sieg über Napoleon begann man ihn zwar hie und da zu tanzen, aber es trauten nur wenige sich der Kritik, der Abneigung und der Lächerlichkeit preis zu geben. Selbst Lord Byron, der eigentlich keinen Skandal ausgelassen hatte, hielt brennende Schmähreden über die „Umarmungen“ am Tanzboden. Also wer auf seinen Ruf hält, dem Adel angehört oder Teil der Gesellschaft bleiben will, sollte lieber die Zehen vom Walzer lassen!
# Ettikette im Ballsaal
Ein Regency Ballsaal war ein vorsichtig kontrolliertes Biotop, an dessen Regeln man sich zu halten hatte, oder die Konsequenzen zu tragen hatte. Dazu gehörte der Dresscode, Anstand, Haltung und Benehmen. Der Master of Ceremonies hatte den Vorstand über den Ballsaal, war verantwortlich für die Vorstellung der Gäste, der Einteilung der Musiker, die Auswahl der Tänze, die Einhaltung der Ordnung und die Schlichtung von Querelen.
Hier nun einige Zitate aus dem „Etiquette oft he Ball-Room“ aus 1811:
„For a Country Dance at a public ball the first lady would select the tune to be played, and the figures to be danced to that tune. The first couple would start the dance and repeat it down the set, with new couples joining in the dance as the first couple reached them. The dance didn’t end until the first couple got back to the start of the set, and often not until they’d reached the bottom a second time; a single dance might take half an hour or more to complete!“
[These rules demonstrate that, unlike in modern balls, country dances start at the top with only one set dancing and the dancers lower down in the line join in only as the dance reaches them - which must have made for a lot of standing around conversing.]
# Generelles Benehmen
- Edelmänner haben ihre Schwerter an der Tür abzugeben
- Edelmänner dürfen nicht in Stiefel oder mit Stöcken eintreten
- Klatschen, Schnipsen, Zischen, Johlen und andere störende Geräusche sind tunlichst zu unterlassen
- Damen dürfen nicht zusammen tanzen, ohne Zustimmung des Masters; Sollten zuwenig Damen anwesend sein, können zwei Edelmänner zusammen tanzen, dann aber am Ende der Reihe
- Wer keinen Partner hat, kann beim Master anfragen zugeteilt zu werden
- Man sollte niemals einen privaten Ball ohne Einladung besuchen
# Vor dem Tanz
- Ein Edelmann, unverheiratet oder vergeben, war verpflichtet verfügbare Damen zum Tanz aufzufordern. Eine Dame muss eine Tanzaufforderung akzeptieren, oder alle Tänze aussetzen, außer sie ist schwanger oder ausgesprochen erschöpft.
- Wenn ein Edelmann, ohne passende Vorstellung, eine Dame, die er nicht kennt, zum Tanz auffordert, soll diese höflich ablehnen. (Eine Vorstellung in einem öffentlichen Ballsaal besteht nur für den jeweiligen Abend. Die Dame kann entscheiden, ob sie die Bekanntschaft an einem anderen Ort oder zu einer andren Zeit als gegeben akzeptiert)
- Eine Dame sollte ihre Tanzkarte nur bis zum übernächsten Tanz im Voraus ausfüllen. Zudem darf man nicht mehr als zwei Tänze mit demselben Partner tanzen, außer es ist der eigene Ehepartner, sondern sich seiner sozialen Verpflichtung stellen und auch andere Partner finden!
- Die Damen der Gesellschaft bestimmen den Tanz, dies geschieht derart, dass die Damen, nach der Reihenfolge ihres Eintretens, beim Master ein nummeriertes Ticket erhalten, welchen Tanz sie „rufen“ dürfen. Wer das Ticket verliert, melde sich beim Master!
- Wer den Raum nach seinem „gerufenen“ Tanz sofort verlässt, zeigt große Geringschätzung der anderen Damen, ebenso, wenn man nicht mitmacht, wenn eine andere Dame ihren Tanz „ruft“
# Während des Tanzens und danach
- Keiner verlässt den Tanz, bevor er nicht zu Ende ist!
- Sich in der Reihenfolge der Paaraufstellung dazwischen zu drängen, ist unhöflich!
- Ein Tanz kann nicht zweimal am Abend „gerufen“ werden
- Wer den Tanz, den er „gerufen“ hat, nicht tanzen kann, darf seine Auswahl ändern
- Der Master signalisiert das Ende des Tanzes dem Orchester
- Nach dem Tanz soll der Edelmann seine Partnerin zurück zu ihrer Begleitung oder in den Supper Room bebgleiten
Und nun… Viel Spaß beim nächsten Ball!