the Entertaining Companion for the fair sex
NO 2 ] May, 1 1816 [ VOL 1 Die Saison ist geprägt von vielen Niederschlägen und verhältnismäßig kalten Tagen, entsprechend wird den Damen empfohlen einen Unterrock mehr als sonst zu wählen, um ihre Gesundheit nicht zu gefährden. Selbst unsere Modekupfer sind diesmal mit Bedacht gewählt, sodass unsere Leserinnen in diesem Jahr modisch gekleidet sind und dennoch keine Erkältung riskieren. Es wurde bei der Auswahl viel Wert auf Abend-, Ball- und Brautkleidung gelegt, da dies die meist gefragtesten Modelle der Saison sind.
EVENING DRESS
Die edle Dame trägt ein blassgelbes Abendkleid mit geschlitzen Ärmeln in stärkerem Gelb abgesetzt und einem detaillierten Armabschluss. Der tiefe Ausschnitt ist durch einen zarten Stoff bedeckt, während der Kleidstoff mit einem goldenen Band eingefasst ist. Der Saum indes ist mit einigen Bändern und zarter Tüllspitze bestickt und ist mit einigen kleinen Blumen in der Lieblingsfarbe dekoriert. Als Accessoire trägt die Dame zarte Lederhandschuhe in Puder, sowie einen rot gewebten Schal, der sie vor Verkühlung schützt. Den großen Ausschnitt füllt sie mit einer Kette, die zu Ohrringen und Haarschmuck passt. MORNING DRESS
In den trüben Morgenstunden wird die Dame in ein elegantes Morgenkleid gekleidet, welches in weitem Schnitt nach unten fällt. Der Saum ist mit kleinen Falten und gerüschter Dekoration verziert, welche ebenfalls am Ausschnitt zu finden ist. Die Ärmel sind weit geschnitten und folgen ganz der neuen Mode. Eine Chemisette mit spitzenbesetztem Kragen, die bei Bedarf und dem Geschmack der Trägerin ausgetauscht werden kann wird unter dem Kleid getragen.Eine gerüschte Haube mit zarten Schleifen in Rose bedecken das unfrisierte Haar. So liest die gnädige Frau ihre Morgenpost vielleicht bei einer Tasse Tee, während ein reich verzierter Kaschmir-Schal in sandiger Farbe bereit liegt, um sich gegen kalte Luftzüge zu schützen. WALKING DRESS
Die Dame trägt einen Petticoat aus weißem Musselin, ohne Saumdekoration und darüber einen blassblauen Spencer, ebenfalls ohne Dekoration. Die Jacke wird auf der rechten Seite geschlossen, sodass kein scharfer Wind ins Dekolleté fahren kann. Der stark in Blattform gerüschte Kragen der Chemisette schaut dabei neckisch aus der Jacke heraus und zieht seine Blicke auf sich. Über den adretten Locken trägt die Dame einen senfgelben Hut mit weißen Federn verziert. Die gelben Schuhe greifen diese Farbe auch wieder auf und vervollständigen das Bild. Der Parasol, der gleichzeitig als Gehstock dienen kann, ist mit einer creme-farbenen Seide bezogen und schützt sowohl vor Sonnenstrahlen, als auch vor einem überraschenden Regen, wenn auch nur kurz, denn bei stärkerem Regenfall sollte doch besser Schutz unter einem Dach gesucht werden. BRIDAL DRESS
Die Braut trägt ein Kleid aus zarter Seide mit silbrigen Fäden durchwebt. Der Saum hat eine aufgesetzte Spitze, die in feine Falten gelegt ist und weiße Satinbänder laufen in mehreren Reihen überhalb der Spitze entlang. Dazwischen sitzt eine Reihe rose-farbener Blumen in zartem Grün. Die Ärmel sind raffiniert drapiert und mit etwas Seidenpapier ausgestopft, um die Form zu halten. Das schmale Oberteil des Kleids ist mit Blüten bestickt.Dazu trägt die Dame elegante, weiße Handschuhe aus zartestem Leder und Schmuck in Form einer silbernen Halskette mit Anhänger und einem Diadem, sowie einigen Blüten im Haar, die ihre Jugend und Frische unterstreichen und eine herrliche Verbindung zum Saum des Kleides herstellen. BALL DRESS
Die Dame trägt ein helles Ballkleid mit üppiger Bänderverzierung, die am Saum und am Oberteil angebracht ist. Die grünen Bänder sind dabei in gekreuzter Form aufgelegt und von jeweils einem Band vom restlichen Kleid abgetrennt. Auf den Knotenpunkten sitzt jeweils eine kleine rote Knospe. Die Saumkante ist wattiert verstärkt und erhält so die hübsche Glockenform. Die Dekoration am Oberteil zieht sich bis über die kurzen Ärmel, welche an der Unterkante ebenfalls eine Bänderborte aufweisen. Die Dame trägt dazu elegante Lederhandschuhe, seidene Tanzschuhe und ein farblich passendes Band im Haar, sowie kleinen Blumen, die farblich die Blumen des Kleides wieder aufgreifen. HATS
An einem trüben Tag kann ein farbenprächtiger Hut alle Blicke auf sich ziehen. In grün und creme gestreifter Seide wurde der Hut in Abb. 1 bezogen und mit einer Kokarde, sowie farblich passenden Bänder, die federähnlich an einen Stab montiert sind und dem Hut militärische Elemente verleihen. Für Damen, die es lieber dezenter mögen, kann der schwarze Hut (Abb 2.) mit raffinierten Falten an der Krone und schön gelegten Federn in weiß überzeugen oder das Modell in dunkelblau mit aufwändiger Krone und mit zarter Spitze an der Krempe (Abb 4.). Möchte die Dame zarten Farben treu bleiben, wählt sie das Modell der Abb. 3 in zartem rosa, welches Ton in Ton gearbeitet ist und mit einem Seidenband unter dem Kinn geschlossen wird. Durch die aufwändig gearbeitete Krone mit gerafften Streifen wird dem Hut dennoch keine Tristess zuteil. Rezept für eine herrliche Zitronentarte
Weiche weißes Brot (200g) in 250ml Milch und lass sie vollsaugen, um sie dann auszuwringen. Nimm die Schalen von 8 Zitronen (Zesten), gib sie eine Kasserolle und begieße sie mit Wasser, lass sie darin gar kochen, dann streich sie durch ein Sieb. Gib von 3 Eiern das Gelbe, eine Prise Salz, ein halbes Pfund Zucker (250g), Saft von 4 Zitronen, guten Weißwein (1/2l) und Orangenwasser zusammen mit den passierten Zitronen und dem weißen Brot in eine Schüssel und rühre es wohl durcheinander. Mache einen guten Zuckerteig (500g Mehl / 250g Zucker / 3 Eier / 200g Butter / 1 Prise Salz - gut und kühl mehrere Stunden ruhen lassen) Buttre deine Form, teile den Teig in zwei Teile und rolle beide fein aus (etwa 3mm). Drücke den größeren Teil in die Form, stich Löcher in den Boden und gieße die Masse hinein. Lege den zweiten Teil ausgeschnitten darauf, backe es gar (190°C ~ 40min) und richte es an.Über Vertrauen und Sorgfalt
Unsere Leserinnen wissen wohl oft selbst nur zu gut, mit welchen Mühen man ein gutes und treues Mädchen finden kann, dem voller Vertrauen die Obhut des eigenen Heimes angetragen werden kann. Fleiß und Gewissenhaftigkeit sind dabei das Hauptmerkt, aber man vergisst darüber hinaus, dass man dieser oftmals fremden Person sehr viel anvertrauen muss, beispielsweise wenn der Schmuck gereinigt wird oder die Spitzentücher gewaschen werden. Es ist also einer Dame nur ans Herz zu legen sie vorerst aufs genauste zu prüfen und gute Erkundigungen einzuziehn, um nicht bald unter Enttäuschung erneut auf die Suche nach einem Mädchen gehen zu müssen. Hat man eine Hausdame zugegen, die ihrer schon gute und treue Dienstjahre aufweisen kann, so ist es nicht Unschicklich auch ihren Rat hinzuziehen, denn meist kann so viel Erfahrung nicht so schnell getrübt werden. Man hört manchmal von einigen besonders gewieften Damen, dass sie ihrem neuen Personal kleine Fallen stellen, um sie zu erproben und ihre Tugendhaftigkeit zu beweisen - doch sind wir uns sicher, dass so etwas nur in äußersten Fällen notwendig ist. Das Urteil verschiedener Personen sollte dabei vorzuziehen sein, denn erfährt das Mädchen erst einmal, dass man sie geprüft hat, so kann Argwohn ihre Tugend ins Gegenteil wandeln - es ist also äußerste Vorsicht geboten. Mittlerweile gibt es einige Agenturen in London und auch anderen Städte, die Vermittlungsarbeit leisten und gerade jungen, unerfahrenen Damen dabei helfen geeignete Dienstmädchen zu finden. Sie haben meist im Vorfeld schon viele Erkundigungen eingezogen und können bei der Vertrauensfrage gute Abhilfe leisten. Wir wünschen unseren Leserinnen dennoch, dass bestenfalls gar nicht erst in diese Situation kommt und ihr die treuen Mädchen im Haus erhalten bleiben.Debütantinnenball ihrer Majestät, der Königin Charlotte, am 30. April 1816
Ihre Majestät lädt auch dieses Jahr zur Vorstellung der Debütantinnen des Jahres 1816 sowie dem dazugehörigen Ball ein. Was verspricht, ein glamouröser Abend zu werden, bildet gleichzeitig den Auftakt zur Heiratssaison diesen Jahres und ist deshalb nicht nur für die jungen Damen, sondern auch deren Familie ein besonderer Anlass – und selbstverständlich auch für jedwelche heiratswillige Herren. Förmliche Garderobe ist erwünscht und erforderlich und bereits jetzt sind die Auftragsbücher der besten Schneider der Stadt gut gefüllt. Wer also für die Saison noch ein hoftaugliches Kleid benötigt, sollte bereits bestellt haben, oder damit rechnen ohne einen geeigneten Mann aus der Saison herauszugehen. Doch als Abonnent dieses Blattes, werden unsere Leserinnen sicherlich Vorkehrungen getroffen haben.ADOLPHE
In den Buchläden ist seit Kurzem ein neues Buch zu finden mit dem Titel "Adolphe: Anecdote trouvée dans les papiers d'un inconnu" aus der Feder des französischen Benjamin Constant. Herausgeber ist Henry Colburn (London). Inhaltlich wollen wir unseren Leserinnen nur bedingt verraten, um was es geht, doch soviel sei vorab gesagt: dieses Werk ist nichts für zarte Nerven. Wir werden nach Deutschland entführt, wo der junge Hauptcharakter (der Namensgeber des Romans) eine junge Gräfin umwirbt, die jedoch mit einem anderen Mann verheiratet ist. Was dann folgt ist vorhersehbar und unerwartet zugleich. Der unentschlossene Adolphe in seiner wankelmütigen Art porträtiert angeblich das Leben des Autors. Obwohl die Geschichte in ihrer Essenz der Realität unserer Leserinnen sehr fremd sein wird, kann man sich doch einer gewissen Leidenschaft für die Personen des Dramas nicht erwehren.
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